Atmosphärische Vorhersagbarkeit: Forschung und Fragen
Prof. Dr. Martin Ehrendorfer (Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Innsbruck)

Untersucht man zwei Lösungen eines atmosphärischen Vorhersagemodells, stellt man fest, dass sich beide Trajektorien, wenn sie anfänglich praktisch identisch gewählt werden, in ihrer zeitlichen Entwicklung voneinander entfernen. Somit entwickeln sich zwei Modellzustände, die anfänglich sehr ähnlich zueinander sind, zu Lösungen des Modells, die nach etwa 10 Tagen nicht mehr Ähnlichkeit besitzen, als zwei zufällig gewählte atmosphärische Strömungszustände.

Verschiedene Aspekte dieser zentralen Eigenschaft der Vorhersagbarkeit atmosphärischer Strömungen werden im Vortrag diskutiert, wie beispielsweise die Quantifizierung dieser Trajektoriendivergenz, sowie methodische Zugänge an Hand tangentenlinearer Gleichungen, die eine verallgemeinerte Stabilitätsanalyse für nicht normale Systeme darstellen. Die Quantifizierung der von Fall zu Fall unterschiedlich stark ausgeprägten Trajektoriendivergenz durch Ensemblevorhersagen wird besprochen, wie auch die Auswirkung verminderter Vorhersagbarkeit kleiner räumlicher Skalen auf jene großer Skalen.