Physikalisches Kolloquium
Dec. 6, 2005 at 5 p.m. c.t. in Hörsaal des Instituts für Kernphysik, Becherweg 45Prof. Dr. Friederike Schmid
Institut für Physik
friederike.schmid@uni-mainz.de
Prof. Dr. Concettina Sfienti
Institut für Kernphysik
sfienti@uni-mainz.de
Nach einem geläufigen Mythos war Einsteins lebenslanger Widerstand gegen die Quantentheorie ein Zeichen von Altersstarrsinn. In diesem Vortrag soll gezeigt werden, wogegen sich eigentlich Einsteins Widerstand richtete: nicht gegen die Quantenmechanik insgesamt, sondern gegen eine von seinen Widersachern unreflektiert vertretene Interpretation der Theorie, nach der Wellenfunktionen wie mechanische Variable dem Einzelsystem zugeordnet werden. Diese Vorstellung ist in der Tat mit der Arbeit von Einstein, Podolsky und Rosen schlüssig widerlegt, wobei Einstein ausdrücklich hervorhebt, dass eine Ensemble-Deutung diese Situation frei von Widersprüchen erfasst. Das Projekt, das Einstein in Bezug auf die Quantenmechanik verfolgte, würde man in moderner Terminologie als die Suche nach einer lokalen Theorie mit verborgenen Variablen beschreiben, und wurde erst nach seinem Tod von John Bell als undurchführbar erkannt. Seine Einsichten gelten heute als Beginn der Verschränktheitstheorie und damit der Quanten-Informationstheorie.
Der Umgang mit Einsteins Einwänden wirft kein gutes Licht auf die Gemeinschaft der Physiker. Auch das Verhalten einiger anderer Väter der Quantenmechanik wird im Vortrag zur Sprache kommen.