Physikalisches Kolloquium
June 29, 2010 at 5 p.m. c.t. in Hörsaal des Instituts für Kernphysik, Becherweg 45Prof. Dr. Friederike Schmid
Institut für Physik
friederike.schmid@uni-mainz.de
Prof. Dr. Concettina Sfienti
Institut für Kernphysik
sfienti@uni-mainz.de
In den beiden letzten Jahrzehnten hat sich die Kosmologie vielversprechend entwickelt. Aufgrund von neuen und verbesserten Beobachtungsinstrumenten und den damit gemachten Beobachtungen ist eine Fülle von kosmologisch relevanten Daten gewonnen worden, und zwar mit einer höheren Genauigkeit als je zuvor ("precision cosmology"). Von der Theorie her hat die Zusammenarbeit von Teilchenphysikern und Astrophysikern bedeutende Beiträge zur Interpretation der Beobachtungen geleistet. Trotz der gemachten Fortschritte ist das kosmologische Standardmodell, das sich in das sog. Konkordanzmodell enfaltet hat, in keinem guten Zustand. Da 95% der Materie im Kosmos gegenwärtig unbekannt sind, kann schwerlich behauptet werden, mit dem heutigen kosmologischen Modell sei der Kosmos besser verstanden als vor zwanzig Jahren. Diese unangenehme Lage bildet die Motivation für eine Bestandsaufnahme dessen, was die Kosmologie von den anderen (exakten) Naturwissenschaften abhebt. Wegen ihrer konzeptionellen und methodischen Eigenheiten könnte man sie als mathematisierte Geschichtswissenschaft begreifen. Nach der Darstellung einiger Höhepunkte der kosmologischen Modellierung wird sich zeigen, daß das Wissen, welches die Kosmologie bereitstellt, nicht so sicher und von geringerem Erklärungswert ist, als das von der Laboratoriumsphysik gelieferte.